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Pressemeldung: Hohe Krankenstände behindern Verkehrswende

ÖPNV-Experten fordern mehr Personal für Nahverkehrsunternehmen. Fahrer müssen entlastet werden.

Koblenz, 16. Januar 2019 – Staus, volle Fahrzeuge und Überstunden wegen Personalmangels: Stress ist Berufsalltag für Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Bahnen. Aber Stress macht krank. Eine Umfrage unter 140 Betriebs- und Personalräten von 50 Nahverkehrsunternehmen beim jährlichen Treffen des Koblenzer Forums, dem Branchenforum für den öffentlichen Nahverkehr, ergab: Im Schnitt beträgt der Krankenstand im Fahrdienst von Nahverkehrsunternehmen 12,5 Prozent, mit Spitzenwerten bis zu 21 Prozent. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung – über alle Branchen hinweg – lag 2017 bei rund 4,2 Prozent.

Als Folge der hohen Krankenquote fallen immer wieder Linien aus. Die Zuverlässigkeit des ÖPNV gerät in die Kritik – und das in einer Zeit, in der die Mobilitätsansprüche weiter steigen. So soll der Nahverkehr eine wichtige Rolle bei der Verkehrswende spielen. „Wenn aber mehr Menschen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen sollen, brauchen wir dringend mehr Fahrerinnen und Fahrer und einen Ausbau der Infrastruktur, sonst ist das nicht zu leisten“, erklärt Thomas Wunder, Initiator des Koblenzer Forums.

Auch innerbetriebliche Entlastungsmaßnahmen – wie beispielsweise keine überlangen Schichtzeiten – können die Krankenquote senken. Das zeigt das Beispiel der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) am Standort Heidelberg. Im Rahmen des Projekts enoplan – entlastungsorientierte Dienstplanung – ließen Wunder und sein Team Fahrerinnen und Fahrer ihre Arbeitssituation selbst einschätzen und bewerten. „Auf dieser Grundlage haben Betriebsrat und Unternehmensleitung Entlastungsmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die zu einem Rückgang der Krankenquote um sechs Prozent geführt haben.“

Hintergrund:

enoplan ist ein Instrument zur entlastungsorientierten Dienstplanung im öffentlichen Personennahverkehr. Grundlage ist die individuelle Einschätzung von Diensten durch die Fahrerinnen und Fahrer selbst. Über 5.000 sind es mittlerweile bundesweit.

Das Projekt ist eine Initiative des Koblenzer Forums, eines Netzwerks aus Betriebsräten und Experten, das die Entwicklung im ÖPNV aus Sicht der Beschäftigten diskutiert und vorantreibt. Seit 17 Jahren treffen sich die rund 140 Teilnehmenden aus Unternehmen und Gewerkschaften Mitte Januar in Koblenz.